Im Jahr 1999 besuchten drei Berliner Fachhändler die Interwhisky in Frankfurt. Sie wurden von Jim McEwan gefragt. "Warum macht Ihr so etwas nicht in Eurer Hauptstadt?"
Gesagt, getan.
Als wir dann im Jahr 2000, unschuldig wie gerade geborene Lämmer, starteten, konnte niemand ahnen, dass aus diesem Fest eine Veranstaltung solchen Ausmaßes werden würde. Im ersten Jahr waren es etwa 1800 Besucher im Innenhof des Rathauses Köpenick, damals noch an drei Tagen. Die Zahl der Besucher, als auch die der Aussteller wuchs, und so zogen wir im Jahr 2006 nur wenige hundert Meter entfernt vom Rathaus an einen neuen Veranstaltungsort. Der Pächter des alten Geländes nahm es sportlich, erkannte die Notwendigkeit der Vergrößerung. Ein Profi, dem Respekt gebührt, in jeder Hinsicht.
Der Umzug wurde von einigen Besuchern mit Argwohn vernommen: Da war es doch so schön, der historische Innenhof, die Beleuchtung am Abend, und so weiter..."
Nahezu alle kamen mit zum neuen Ort. Die Zahl der Besucher stieg auf bis zu 3500 an nur noch zwei Tagen. Potentiellen Ausstellern musste abgesagt werden, weil die Größe des Geländes nicht so einfach erweitert werden konnte. Auf der einen Seite war die Straße, auf der anderen Seite das Wasser. Mehr ging also nicht.
Also beschlossen wir, den Ort nochmals zu wechseln. Da die Namen Cöpenicker Whiskyherbst als auch Whiskyherbst von uns als Marke geschützt wurden, fand auch der alte Name Verwendung am neuen Ort. Eine Umbenennung in Schöneberger- Tempelhofer- oder Berliner Whiskyherbst erschien uns wenig sinnvoll. Der Besucher sollte schon wissen, zu welcher Veranstaltung er geht, auch wenn diese an einem anderen Ort stattfindet. Wichtig war für uns den Charakter zu erhalten, also ein Whiskyfest unter freiem Himmel, mit Livemusik, Masterclass Tastings, guter gastronomischer Versorgung und natürlich mit noch mehr Ausstellern, die das gesamte Spektrum von Standards bis zu limitierten Abfüllungen unabhängiger Abfüller bieten können.
Der Ort Malzfabrik wurde gewählt, um die innerstädtischen Bezirke durch die bessere Infrastruktur auch endlich einmal zum Whiskyherbst zu locken. Beim Whiskyherbst 2013 waren etwa 3100 Besucher anwesend. Gemessen daran, dass der Whiskyherbst an einem neuen Ort stattfand, ein sicher gutes Ergebnis. Die Zahl der Aussteller wurde deutlich erhöht, darunter auch Ergänzungen wie Zigarren, Schokolade, Irish Coffee, ein Fudge Shop und natürlich der Barbier aus Berlin-Köpenick, der sehr gut frequentiert war.
Die gastronomische Versorgung klappte dank dessen, dass dort ein Profi am Werk war, bestens. Kritikpunkte wie zerbrechende Plastikmesser werden beim Whiskyherbst nicht mehr auftreten.
Gerade was das Thema Nachhaltigkeit anbelangt, sind wir in der Malzfabrik an der richtigen Adresse. Müll vermeiden, wo immer es geht und daran denken, dass nach uns auch noch ein paar Generationen kommen.
Natürlich läuft nicht alles rund, wenn man den Ort wechselt, aber es gab keine großen Probleme. Die kleinen werden Dank der konstruktiven Kritik aus den Reihen der Besucher schnell gelöst werden. Natürlich kann man hierbei nicht auf alles eingehen, was gewünscht wird.
Der eine wünscht einen permanenten Shuttleservice zum Bahnhof, der nächste andere Seminarräume, ein dritter längere Öffnungszeiten. Was machbar ist, werden wir in Angriff nehmen, was finanziell nicht zu schultern ist, wird ein Wunsch bleiben.
Eines haben wir jedoch einhellig festgestellt. Foren und Maltheads sind zwar ein wichtiger Teil der Besucher, machen aber nur einen Teil der Besucher aus. Die meisten Besucher waren eher mit Halbwissen über Whisky vorbelastet, etliche waren Neulinge. Und genau die möchten auch die Aussteller haben. In diesem Punkt ging unser Konzept voll auf.
Ein Whiskyherbst nur mit Standards wäre möglich, aber langweilig. Die Mischung aus Glenfiddich 12, Glendronach 12, D.Laing, Signatory, Anam na h-Alba, und natürlich den Ständen mit Raritäten macht genau das aus, was der Besucher haben möchte, immer in Verbindung mit dem Beiprogramm wie Masterclass Tastings. Musik oder einer Wurst aus der Hand.
Der Whiskyherbst freut sich außerdem, seit 2019 Uwe Wagmüller mit im Team zu haben!
Die Gründe für einen Wechsel sind vielschichtig.
Am Beginn stand die Frage im Raum den Whiskyherbst nach 25 Jahren zu beenden. Eine der ersten und führenden Whiskymessen würde dann fehlen.
Die Kosten für Miete, Sicherheit, Energie usw. haben in der Malzfabrik für uns als "kleine" Messeveranstalter ein Maß erreicht, das für uns nicht mehr wirtschaftlich erschien. Wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage stagnieren die Besucherzahlen und einige Aussteller gehen nicht mehr auf Messen.
Also muss bei den Kosten gespart werden, um zu vermeiden, dass sich auch für die Besucher die Kosten erhöhen.
In der Orangerie fand vor Corona bereits die Finest Whisky Deluxe statt, somit war der Ort bekannt und geeignet und bestens zu erreichen. Auch bei den Kosten konnte ein erheblicher Betrag eingespart werden, ohne der Veranstaltung etwas "wegzunehmen". Der Whiskyherbst bleibt eine Messe für alle, die sich für Whisky interessieren, also für Anfänger als auch passinierte Sammler und Genießer alter Tropfen. In den letzten Jahren hat sich, das ist besonders erfreulich, der Anteil von Frauen unter den Besuchern deutlich erhöht.
Es wird weiterhin eine große Freifläche geben und neue Aussteller haben sich bereits angekündigt. Uns fiel die Entscheidung nicht leicht, denn die Malzfabrik war schließlich seit 2013 der Treffpunkt aller die Whisky mögen, und wir waren sehr gerne dort. Aber die Entscheidung für den Wechsel ist nun gefallen, und wir werden alles tun, damit der Whiskyherbst weiter ein fester Bestandteil im Kalender der Freunde des Whiskys bleibt.